Vorwort
Ich weiß, dass es nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt zahlreiche Verehrer der Fotokunst meines Vaters Heinrich von der Becke gibt. Ich möchte mit dieser Website einen unkomplizierten Zugang zu ihm und seinen Fotos herstellen.
“Großer Kleingedruckter” hat ihn der Berliner Tagesspiegel einmal genannt und damit, in Anspielung auf die zahllosen kleinen Bildhinweise “Foto: v. d. Becke”, auf seine Rolle als “Großer” unter den deutschen Pressefotografen hingewiesen.
Für mich, und nicht nur für mich, war er einer der besten Sportfotografen seiner Zeit und ich bin wohl nicht der Einzige, der ihn als einen Künstler bezeichnet.
Voraussetzung für ein gutes Foto waren seiner Ansicht nach folgende Aspekte:
Motive
wurden durch die aktuellen Ereignisse bestimmt. Aber grundsätzlich war es so, dass, egal zu welchem Ereignis er ging, er immer eine Idee, eine Vorstellung davon hatte, was er zum augenblicklichen Zeitpunkt aus welchem Blickwinkel fotografieren wollte.
Licht und Schatten
waren stets Aspekte seiner Vorstellungen, wie er unter gegebenen Lichtverhältnissen mit der Kamera und gegebenenfalls mit zusätzlicher Beleuchtung bestimmte Effekte erzielen konnte.
Schärfe
war für ihn ein Ausschlusskriterium für gute bzw. schlechte Fotos. Mit dem Begriff “Magnum-Masche” pflegte er kalkuliert unscharf aufgenommene Fotos abzuqualifizieren.
Den Moment
der entscheidend ist, abzupassen und auf den Auslöser zu drücken – das ist ihm in seinem Fotografenleben sehr oft gelungen, wie die Bilder auf diesen Seiten belegen.
Der Blickwinkel
der vorher gut überlegt werden wollte. Er war oft in kniender Position aber auch sitzend, stehend und liegend — fotografierte sozusagen aus Frosch- und Vogelperspektive. Es gab auch eine Phase, wo man den Sportfotografen immer mit einer Leiter auf dem Spielfeld antreffen konnte. Dies war zwar manchmal lästig, ermöglichte ihm aber einen viel besseren Blick und eine bessere Position beim Fotografieren.
Ich erinnere mich gerne an die Fotoshootings (die man allerdings noch nicht so nannte) im Sportpalast zum Sechs-Tage-Rennen. Ich durfte als 16-Jähriger meinen Vater begleiten und half ihm, die schweren Akkus für die Blitzlichtgeräte zu tragen, denn er arbeitete damals schon mit 2 Blitzgeräten. Wir bezogen an einer ganz bestimmten Stelle Position, die er sich schon Tage vorher ausgesucht hatte. Das war professionell und beeindruckte mich zugleich.
Ich wünsche gute Unterhaltung beim Lesen weiterer biographischer Aufzeichnungen und Informationen zu Stationen aus dem Leben von Heinrich von der Becke, sowie der aufschlussreichen Ausführungen der kompetenten Autoren unter dem Menüpunkt “Beiträge“.
Lassen Sie sich von der “kleinen” Auswahl der vielleicht schönsten Fotos des Meisters verführen. Denken Sie aber beim Betrachten daran, die meisten Bilder stammen aus einer Zeit, da waren Fotos noch analog, wurden mit Plattenkamera oder Rollfilm fotografiert und in der Dunkelkammer mit Chemie entwickelt. An das Internet oder geschweige denn Instagram hat damals noch kein Mensch gedacht.
Ludwig von der Becke
Wesentliche Stationen
Olympische Spiele in Berlin und Garmisch-Partenkirchen vom 06. bis 16. Februar 1936. Mit Teilnehmern aus 28 Staaten gab es einen neuen Teilnehmerrekord.
(Plakat: Ludwig Hohlwein, 1874-1949)
Infanterist und Bildberichterstatter in der Propagandakompanie PK 501.
Weitere Bilder aus diesem Zeitraum finden Sie im Bundesarchiv.
Nach Kriegsende arbeitet er mit der Firma Kindermann & Co vom 08. Mai bis September 1945. Am 01. Oktober 1945 gründete Heinrich von der Becke seine eigene Firma.
(Foto: Hier das Firmenschild vom Lietzensee-Ufer 3 in Berlin, dem langjährigen Firmensitz)
In Dank und Anerkennung für die photographischen Leistungen.
1952 Helsinki (Sommer) – Oslo (Winter), 1956 Melbourne – Stockholm (Reiten) – Cortina d’Ampezzo, 1960 Rom – Squaw Valley, 1964 Tokio – Innsbruck, 1968 Mexiko – Grenoble, 1972 München – Sapporo, 1976 Montral – Innsbruck
2. Preis für das Bild des Stabhochspringers Manfred Preussker bei den Europameisterschaften 1958 in Stockholm.
Sportbild des Jahres für das Bild “Gekentert” vom Verband Deutscher Sportpresse e.V. Es wurde der 2. Preis in der Kategorie “Sport-Feuilleton-Bilder”.
1. Preis und Sportfoto des Jahres für das Bild “Sturz in den Wassergraben” bei der Pferdeleistungsschau in Berlin-Spandau. H. Henning stürzte mit Obir.
Gleich insgesamt 5 Preise bei diesem Wettbewerb für “Luftikus” (siehe Foto) als Sportbild des Jahres und 1. Preis in der Kategorie Sport-Feuilleton sowie in gleicher Kategorie den 4. Preis mit “Freude über den 2. Platz”. In der Kategorie Sportkampfbilder den 1. Preis für “Er küsst den Boden” und den 2. Preis für “Siamesische Zwillinge”. Die Bilder und weitere Details auf der Seite Fotos.
Jährlicher Wettbewerb für die Pressebilder des Jahres und Wettbewerb für den Fotojournalisten des Jahres. Ausstellung vom 17. Mrz bis 08. Apr 1969.
2 Bilder von HvdB entschied die Jury: in der Kategorie Fußballkampfbilder erhielt “Der rettende Pfosten” (siehe Foto) den 2. Preis und “Der Schrittmacher” in der Kategorie Sportfeuilletonbilder den 5. Platz. Mehr auf der Seite Fotos.
Gustav Heinemann ehrte auf Vorschlag des Regierenden Bürgermeisters Klaus Schütz auch Heinrich von der Becke (ganz links im Bild) und weitere 15 Berliner Journalistinnen und Journalisten mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande. Darunter u. a. Bernt Conrad (WELT-Redaktion), Dr. Karl Heinz Brinkmann (Tagesspiegel), Claus Werner Caro (BZ), Harry Croner (Bildjournalist), Erich Grohmann (Kameramann), Harald Karas (Abendschau), Herbert Koch und Dr. Peter Pechel (SFB), Günter Linke (Deutschlandfunk) und Gabriele von Mirbach (dpa).
Die Referatsleiterin Sylvia Tromsdorf vom Landessportbund Berlin e.V. zeichnet Heinrich von der Becke zum 75. Geburtstag mit der Zeus-Medaille der Sportjugend Berlin am 20. März 1988 aus.
Am 30. Mai 1988 erhält Heinrich von der Becke die Sportplakette des Deutschen Sportbundes (DSB) in Bronze für besondere Verdienste in der Sportförderung überreicht von Manfred von Richthofen, damaliger Präsident des DSB.
Ehrenmitglied beim VERBAND DEUTSCHER SPORTJOURNALISTEN e.V. in Anerkennung seiner großen Verdienste um den Sportjournalismus am 12. März 1991.
Im Februar 1997 Verkauf des Bildarchives an das Sportmuseum Berlin, Olympiapark Berlin.
Über sein Leben, seinen beruflichen Werdegang, sowie das damalige Fotoequipment, die Fotoproduktion und den Fotojournalismus existieren diese Aufzeichnungen von Heinrich von der Becke
Am Ende der sogenannten “Goldenen 20er Jahre” – es war im Frühjahr 1928 – wurde ich bei der Sportbildagentur Max Schirner in Berlin-Charlottenburg als kaufmännischer Lehrling eingestellt. Es war mein Ziel, Pressefotograf zu werden.
Mein Vater hatte darauf bestanden, einen Lehrvertrag abzuschließen, und ich musste mich auch für die kaufmännische Berufsschule anmelden. Das Lehrgeld: im ersten Jahr 15,- Mark, im zweiten Jahr 30,- und im 3. Jahr 50,- Mark. Schirner, übrigens einer der Mitbegründer des Sportclub Charlottenburg, hatte damals schon einen guten Namen in der Illustrationsbranche. Er war nicht nur ein guter (nicht gelernter) Fotograf und ein guter Kaufmann zugleich.
Er beschäftigte zahlreiche Mitarbeiter im Fotolabor, im Büro fest und freie Fotografen, die zu dieser Zeit “Operateure” genannt wurden. Er belieferte nicht nur Berliner Tageszeitungen und Sportfachblätter, sondern machte einen täglichen Versand in ganz Deutschland und auch ins Ausland. Es bestanden auch schon Beziehungen zu ausländischen Bildagenturen. Schirner hatte nur in Berlin Konkurrenz von einigen selbständigen Sportfotografen, von denen als bekanntester der Name Riebcke noch ein Begriff ist.
Die ersten Bilder als Lehrling machte ich bei einem Sportereignis, den Berliner Meisterschaften im Waldlauf. Man drückte mir eine 9/12 Plattenkamera mit einer Wechselkassette, die 12 Glasplatten enthielt, in die Hand und ich wurde angeleitet von einem älteren, freiberuflichen “Operateur”, der mit einer 13/18 Contessa-Nettel fotografierte.
Mir gelang durch Zufall ein relativ scharfes Foto, obwohl die Lichtverhältnisse außerordentlich schlecht waren. Die Gründe dafür: meine 9/12 Kamera hatte einen ziemlich lahmen Schlitzverschluss, der langsamer arbeitete als die eingestellte Geschwindigkeit von 1/350stel Sekunde. Das Foto wurde an einer Stelle der Strecke aufgenommen, die etwas ansteigend war und die Läufer zu langsamen Bewegungen zwang. Nachdem im Labor entwickelt worden war, stellte sich heraus, dass die Aufnahmen, die mein älterer Kollege gemacht hatte, sehr stark unterbelichtet und nicht druckfähig waren. Meine Negative waren brauchbar.
Am nächsten Morgen konnte ich mein erstes Sportfoto gedruckt in der Zeitung sehen. Durch eine Verkettung glücklicher Umstände war es zustande gekommen.
In den ersten Monaten meiner Lehrlingszeit hatte ich meistens im Fotolabor zu tun. Die Vergrößerung von 9/12 Platten auf 13/18 Papier machte der Laborant. In der Dunkelkammer lernte ich die Bilder zu entwickeln, musste sie ins Fixierbad legen und anschließend wässern. Getrocknet wurden die Bilder in einem Schrank mit Gasheizung auf schwarzlackierten Metallplatten. Oft blieben auch mal Bilder darauf kleben. Die Platten mussten mit Benzol gereinigt werden. Damals wusste man noch nichts von gesundheitsschädlichen Benzoldämpfen. Erst gegen Ende der 1930er Jahre gab es dann die ersten elektrisch betriebenen Trockentrommeln aus Metall.
Die Fotografen benutzten damals noch großformatige Plattenkameras vom Format 18/24, 13/18, 10/15, 6 ½ mal 9 und 4 ½ mal 6. Aber die Kleinbildkameras – vor allem Leica und Contax – setzten sich immer mehr durch. Bei den Olympischen Spielen in Garmisch Partenkirchen waren sie sogar den Plattenkameras gegenüber im Vorteil, da ihre Schlitzverschlüsse bei großer Kälte besser funktionierten. Unser damaliger Cheflaborant bei der Firma Pressebildzentrale Berlin, der gelernter Fotomeister war, hielt zunächst gar nichts von den Kleinbildfilmen. Als ich ihm meinen ersten Kleinbildfilm brachte, schimpfte er: „Watt, kommste jetzt ooch schon mit sonne Fliegenfänger!“
Bei den Olympischen Sommerspielen in Berlin 1936 waren alle die Kollegen im Vorteil, die Kleinbildkameras mit langen Brennweiten benutzten. Die begehrten Innenraumsonderausweise wurden in sehr beschränkter Zahl ausgegeben. Die Mehrzahl aller Fotografen musste von den Tribünen aus arbeiten.
Nach Beendigung der Olympischen Spiele in Berlin war meine nächste Aufgabe: die Bildberichterstattung vom spanischen Bürgerkrieg. Ein Dolmetscher aus dem Propagandaministerium begleitete mich nach Spanien und blieb solange bei mir, bis ich mein Akkreditierung in Burgos, dem Sitz des Franco-treuen Nordspanien, in der Hand hatte. Neun Monate blieb ich in Spanien, lernte die Madridfront und die Südfront bis Marbella kennen.
1928 bis 1935 war ich bei der Firma Schirner, danach bis Kriegsbeginn 1939 bei der Pressebildzentrale in Berlin, die im letzten Kriegsjahr total ausgebombt wurde. Vom ersten Kriegstag an war ich Panzerjäger beim Infanterieregiment 68. Nach Polenfeldzug und Westwallzeit wurde ich zur Propagandakompanie versetzt. Nach mehreren Verwundungen und Rehabilitation kam ich zur Kriegsschule nach Potsdam und wurde wieder Infanterist. Weil ich nicht die Absicht hatte Offizier zu werden, verließ ich die Kriegsschule in Schwerin am Karfreitag 1945, am 1. April.
Ich hatte mich vorher mit drei sehr guten Kameraden verabredet, unsere Einheit zu verlassen. Wir hatten aber jeder ein anderes Ziel. Wir waren alle Angehörige von Propagandakompanien. Oberleutnant Krafft – bis zu dieser Zeit NS Führungsoffizier – hatte es geschafft, für sich und drei andere, zu denen mein Freund Otto Kunkel, ebenfalls Rundfunkberichter, die erforderlichen Papiere zu beschaffen, die es mir ermöglichten, nach Berlin zu kommen – und das mit einem Marschbefehl, mit dem ich mir auch noch Lebensmittelkarten abholen konnte.
Ich ging als einziger nach Berlin, die drei anderen nach Hamburg, Düsseldorf und Frankfurt. Nach unserer Rechnung konnte der Krieg höchstens noch 14 Tage oder drei Wochen dauern. Am gleichen Nachmittag besuchte ich die Neue Kantstr. 9 in Berlin Charlottenburg. Diese Adresse hatte mir mein PK Kamerad Henne gegeben. Er wusste, dass meine Wohnung in Berlin-Lichterfelde ausgebombt war und stellte mir praktisch seine zur Verfügung.
Im Haus Neue Kantstr. 9 öffnete mir eine freundliche junge Dame die Tür, es war Fräulein Thea Wabra (seine spätere Ehefrau – Anmerkung Redaktion), die diese Wohnung betreute. Ich legte einen Teil meines Marschgepäcks ab und verabschiedete mich wieder, um Freunde in Berlin aufzusuchen. Ich bekam die Wohnungsschlüssel und meldete mich erst ein paar Tage später wieder.
Bis zur Kapitulation und der Besetzung unseres Stadtteils gab es noch viele aufregende Situationen für Thea und für mich, aber mit viel Glück haben wir alles heil und gesund überstanden. Nachdem die Russen in Berlin eingezogen waren, fing ich eine Zusammenarbeit mit Klaus Kindermann an, mit dem ich bei Max Schirner meine Lehrzeit verbracht hatte. Er hatte noch sein intaktes Büro und Labor und machte Privatfotos von russischen Soldaten, die mit Lebensmitteln bezahlten.
Schon im Frühjahr 1945 gab es die sowjetlizensierte “Berliner Zeitung”. Ich durfte schon nach kurzer Zeit für dieses Blatt arbeiten und auch schon bald Reportagereisen innerhalb der sowjetisch besetzten Zone machen. Als im Sommer die vier Sektoren offiziell eingerichtet wurden, gab es dann auch Zeitungen der Amerikaner, Franzosen und Briten.
Die Russen gaben inzwischen die “Illustrierte Rundschau“ und die „Berliner Illustrierte“ heraus. Nach und nach wurde es immer schwieriger im Ostsektor zu arbeiten, und dann kam die Blockadezeit und die fast völlige Abtrennung vom Osten.
Es folgte eine Zeit der guten Zusammenarbeit sowohl mit den Berliner Tageszeitungen als auch mit Time-Life und mit den zahlreichen westdeutschen Illustrierten. Unsere kleine Firma hatte dann Angestellte im Büro, im Labor, einen Vertreter, der die Bilder zu den Redaktionen brachte und hin und wieder freie Mitarbeiter und festangestellte Volontäre. Meine Frau machte die gesamte Arbeit im Büro und im Archiv, na und dann noch nebenbei den Haushalt und die Betreuung der Kinder. (Anmerkung: Ohne die Großmutter wäre das wohl nicht möglich gewesen.)
Reisen nach Westdeutschland und ins Ausland gab es jede Menge. Durch den Besuch von 13 Olympischen Spielen u. a. Helsinki, Stockholm, Rom, Cortina d’Ampezzo, Melbourne, Squaw Valley, Tokio, Sapporo und Innsbruck (2) und Montreal hat sich der Gesichtskreis ziemlich erweitert. Aber es gab ja nicht nur die Sportfotografie. Alles Wesentliche, was in Berlin von 1945 bis 1992 passierte, wurde im Bild festgehalten:
- die Tätigkeiten der Alliierten in Berlin, eine vollständige Dokumentation über die Berliner Mauer vom ersten Stein bis zum Abriss
- zahlreiche politische Ereignisse
- Besuche großer Staatsmänner
- Internationale Kongresse und Ausstellungen
- die Berliner Filmfestspiele
- bedeutende Künstler, Maler, Bildhauer, Musiker, Architekten, Tanzturniere, Konzerte, Jazz und Rock’n’Roll
eigentlich alles, was mir in Berlin und anderswo wichtig erschien, vervollständigte mein Archiv.
- All