Thomas Willaschek in “Sport in Berlin” – Zeitschrift des Landessportbundes Berlin, Juni 2007
In der Nachrichten-Metropole Berlin besaß sein Name viele Jahrzehnte lang Gewicht: Heinrich von der Becke, der Künstler mit der Schiebermütze auf dem Kopf, zählte zu den besten Fotografen, die in Berlin wirkten.
Am 25. Juni 2007 jährt sich sein 10. Todestag.
1925 schenkte ein Dresdner Erbonkel dem Zwölfjährigen zur Konfirmation einen Fotoapparat, eine »Agfa Billi« (36 RM). Wenig später folgten erste gelungene Familienaufnahmen, 1928 schließlich die Unterschrift unter einen Lehrvertrag beim Altmeister der Berliner Sportfotografie Max Schirner in der Wallstraße. Die erste von v.d. Becke veröffentlichte Aufnahme entstand bei einem Waldlauf im Berliner Grunewald.
Für die Bildagentur Schirner fotografierte er bis 1932 und wechselte ein Jahr darauf zur Presse-Bild-Stelle in die Friedrichstraße.
Jesse Owens
Erstmals Aufsehen erregte v. d. Becke mit seinen Aufnahmen von den Olympischen Spielen 1936 in Berlin. Die Bilder von Jesse Owens, dem 4-fachen Olympiasieger aus den USA wurden weltbekannt. Mit ihm blieb er bis zu dessen Tod 1980 freundschaftlich verbunden.
Unmittelbar nach Kriegsende konnte man den Mann mit der Mütze ( und oft bei Sportereignissen mit einer Leiter bewaffnet) bei allen wichtigen und scheinbar weniger wichtigen Ereignissen in der Stadt – bei Wind und Wetter – antreffen. Ob bei den zahllosen nationalen, internationalen und Berliner Meisterschaften oder bei volkssportlichen Wettkämpfen: v. d. Becke war immer dabei!
So auch bei 13 Olympischen Sommer- und Winterspielen von 1936 bis 1976.
Vor seiner Kamera standen unzählige Leute von nebenan, aber auch viele Stars und Prominente des Sports: Max Schmeling, Bubi Scholz, Fritz Walter oder Emil Zatopek. Herausragend auch die Becke-Dokumentationen zum 17. Juni 1953, zum Bau der Berliner Mauer 1961 und vom Besuch des damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy in Berlin-West 1963.
Stadtansichten vom Berliner Funkturm im Juli 1995 gehören zu den letzten Arbeiten Heinrich von der Beckes. Er starb nach kurzer, schwerer Krankheit zwei Jahre später in Berlin.
Sein Bildarchiv im Sportmuseum Berlin
Das Sportmuseum Berlin erwarb im Frühjahr 1997 sein Bildarchiv mit ca. 65.000 s/w-Abzügen, 1,2 Millionen Negativen sowie ca. 2000 Farbfilmen, einer dazugehörigen Kartei und umfangreichen Filmlegenden.
Das Archiv, das intensiv von Medien, Vereinen, Verbänden oder Studenten genutzt wird, stellt in seiner Geschlossenheit ein einzigartiges Gedächtnis der regionalen, nationalen und internationalen Sport- und Zeitgeschichte der letzten siebzig Jahre dar.
Thomas Willaschek,
Sportmuseum Berlin
AIMS Marathon-Museum of Running
Quelle:
“Sport in Berlin” – Zeitschrift des Landessportbundes Berlin, Juni 2007
Das Sportmuseum Berlin und das Forum für Sportgeschichte (AIMS Marathon-Museum of Running) veröffentlichen regelmäßig in “Sport in Berlin” Artikel zur Sportgeschichte und über die Arbeit des Sportmuseums.
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